🐕 Wann muss der Hund einen Maulkorb tragen?
Ein Hund mit Maulkorb ist auch heute noch bei vielen Leuten mit Angst und negativen Assoziationen verbunden. Wir erklären euch, wieso es wichtig sein kann, das der Hund einen Maulkorb kennt und ohne Probleme trägt und warum ein Maulkorb gar nicht immer schlecht sein muss.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wann muss der Hund einen Maulkorb tragen?
- 2 Welche Rassen müssen einen Maulkorb tragen?
- 3 Wie bekomme ich eine Maulkorbbefreiung für meinen Hund?
- 4 Was sind Rasselisten in den verschiedenen Bundesländern?
- 5 Die Frage des Materials
- 6 Wie gewöhne ich meinen Hund an den Maulkorb?
- 7 Woran erkenne ich, ob mein Hund den Maulkorb toll findet?
- 8 Kann mein Hund mit dem Maulkorb essen und trinken?
- 9 Maulkorb als Lösung gegen Giftköder -Passt das ?
- 10 Kann der Hund den Maulkorb auch zuhause tragen?
Wann muss der Hund einen Maulkorb tragen?
In Deutschland müssen alle Hunde – egal welcher Rasse – die in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen werden, einen Maulkorb tragen. Ausnahme besteht nur für kleine Hunde, die stattdessen in einer Box oder Reisetasche transportiert werden.
Welche Rassen müssen einen Maulkorb tragen?
Von gesetzlicher Seite besteht für gefährlich eingestufte Rassen in Deutschland generelle Maulkorb- sowie zum Teil auch Leinenpflicht.
Da jedoch nicht die Rassezugehörigkeit ausschlaggebend für die Gefährlichkeit eines Hundes ist, sollte über die gesetzliche Regelung hinaus jeder einzelne Hundehalter eigenverantwortlich über den Sinn eines Maulkorbs bei seinem Hund nachdenken. Grundsätzlich macht ein Maulkorbtraining bei allen Hunden – egal ob klein oder groß – Sinn. So ist der Hund für einen möglichen „Ernstfall“ ( Tierarztbesuch, Auslandsurlaub etc.) gewappnet, wenn er doch einmal in die Lage kommen sollte, einen Maulkorb tragen zu müssen.
Wie bekomme ich eine Maulkorbbefreiung für meinen Hund?
Durch einen positiv bestandenen Wesenstest kann die Gefährlichkeitsvermutung von sogenannten Listenhunden widerlegt werden, wodurch diese Hunde von bestimmten Auflagen (wie generelle Maulkorb- und Leinenpflicht) befreit werden. Ausnahme sind hier jedoch Rassen, die als „besonders gefährlich“ eingestuft werden.
Was sind Rasselisten in den verschiedenen Bundesländern?
Bei einer Rasseliste handelt es sich um eine Liste von Hunderassen, die rassebedingt als gefährlich angesehen werden oder deren Gefährlichkeit vermutet wird. Solche Rasselisten existieren in Deutschland, Österreich als auch in der Schweiz. Der Einsatz einer Rasseliste wird von den jeweiligen Bundesländern bzw. Kantonen selbst bestimmt. So gibt es in allen deutschen Bundesländern – außer Niedersachsen, dort wird auf eine Listenhundegesetzgebung vollständig verzichtet – Rasselisten, die jedoch große Unterschiede aufweisen. In Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg sowie Nordrhein-Westfalen wird die Rasseliste sogar noch zusätzlich in „besonders gefährliche“ Rassen unterteilt. In Brandenburg und Nordrhein-Westfalen besteht zusätzlich eine 40/20 Regelung. Das bedeutet, dass Rassen, die eine Widerristhöhe von 40 cm und ein Gewicht von 20 kg überschreiten, besonderen Anforderungen – u.a. Anzeigen der Haltung und dem Nachweis eines Sachkundenachweises – unterliegen.
Die Thematik der Rasseliste wird in Fachkreisen schon lange scharf kritisiert, denn für den Sinn dieser Listen fehlt jegliche wissenschaftliche Grundlage. In diesem Kontext wurde auch aufgrund der tragischen Beißattacke im September letzten Jahres in Österreich, bei der ein einjähriges Kleinkind von einem Rottweiler angegriffen und tödlich verletzt wurde, an der Vetmed Uni Wien eine Studie durchgeführt. Ziel dieser Studie war u.a., eine Orientierungshilfe bzw. Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung der für die Haltung von Hunden relevanten Bestimmungen des Sicherheitspolizeirechts zu schaffen und allfälligen Forschungsbedarf zu identifizieren.
Wie finde ich den passenden Maulkorb in der richtigen Größe für meinen Hund, Leder oder Metall ?
Hier einige Punkte, die du beim Kauf eines Maulkorbes beachten solltest, damit dein Hund sich auch wohl fühlt, während er den Maulkorb trägt.
- HECHELN
Dein Hund sollte genügend Platz zum Hecheln haben. - AUGEN
Der Maulkorb sollte nicht zu nah an den Augen liegen und auch der Bügel sollte so geformt sein, dass der Blick nicht beeinträchtigt wird. Ebenso sollte der Bügel gepolstert sein. - LÄNGE/BREITE
Ebenso sollte der Maulkorb nicht zu lange sein, zwischen Maul und Nase sollte ca. ein Finger breit Platz sein. Er sollte nicht reiben, sondern locker aufliegen. Besonders bei Hunden mit breiteren Kiefern sollte man darauf achten, dass er auch nicht an den Wangen reibt. - NASE
Der Maulkorb sollte nicht auf der Nase aufliegen oder dort reiben. - BEFESTIGUNG
Der Riemen sollte nicht direkt hinter den Ohren liegen. Diese Stelle ist besonders empfindlich, sodass der Druck durch den Riemen hier besonders schmerzhaft sein kann. - KURZE SCHNAUZEN
Für kurze Schnauzen ist ein Maulkorb mit Nasengurt empfehlenswert, der das Abstreifen des Maulkorbs verhindern soll.
Die Frage des Materials
Mittlerweile gibt es Maulkörbe in verschiedensten Materialien. Nur welches Material ist am geeignetsten? Das kommt ganz auf den Hund an, denn nicht jede Maulkorbform passt auf jede Hundenase. Hier ein paar Vor- und Nachteile der einzelnen Materialien. Viele Erfahrungsberichte, Tipps und Hilfestellungen zur Wahl und Passung des Maulkorbs bekommst du in der Facebook- Gruppe „Aktion gut sitzender Maulkorb“. Bist du auf der Suche nach einem passenden Maulkorb für deinen Hund, dann zahlt sich der Blick in dir Gruppe mit Sicherheit aus!
KUNSTSTOFF
+ gut zu reinigen und leicht
– innenseitig oft scharfkantig. Hast du dich für so einen Mauli entschieden, dann arbeite am besten mit der Nagelfeile die scharfen Kanten weg.
– oft nur eine Maulkorbform verfügbar.
METALL
+ ein breites Angebot an Größen und Schnauzenformen
+ stabil
LEDER
– pflegeaufwendig, schwer zu reinigen
– NICHT beißsicher
– hartes Leder kann scheuern und neigt auch zum schnellerem Brechen
BIOTHANE
+ Passung nach Maß
+ leicht reinigendes Material
– NICHT beißsicher
MAULSCHLAUFE
Eine Maulschlaufe ist KEIN Maulkorb!!! Hecheln ist damit NICHT möglich, wenn doch, dann ist es auch möglich, dass der Hund zubeißt.
Wie gewöhne ich meinen Hund an den Maulkorb?
Damit der Hund den Maulkorb nicht als unangenehmes Anhängsel empfindet, sondern auch mit „Mauli“ seinen Alltag entspannt meistern kann, sollte vorher unbedingt ein positiv aufgebautes Maulkorbtraining erfolgen. Hier ein Beispiel für den schrittweisen Aufbau des Maulkorbs mit Einsatz eines Markers (Clicker oder Wort), welches dein Hund vorher schon kennenlernen sollte:
WICHTIG! Achte während des kompletten Trainings auf ausreichend Pausen. Am besten legst du dir 5×5 Futterstücke bereit und immer, wenn du 5 Futterstücke aufgebraucht sind, machst du eine Pause bzw. nach dem 5. Durchgang beendest du das Training mit etwas, was deinem Hund richtig Spaß macht, zB einer Leckerlisuche, Kraulen, Spazierengehen etc.
- Nimm den Maulkorb in die Hand und beschäftige dich damit. So weckst du bei deinem Hund das Interesse und er wird relativ schnell nachsehen, was denn da so spannend ist. Das heißt, sobald der Blick deines Hundes auf den Maulkorb fällt, bestätigst du mit dem Marker und gibst ein Futterstück. Wenn dein Hund verstanden hat, dass sich der Blick zum Maulkorb lohnt, dann wird er dies vermehrt anbieten. Achte darauf, dass du immer dann den Marker einsetzt, wenn dein Hund zum Maulkorb blickt. Klappt das gut, dann kannst du zum nächsten Schritt übergehen.
WICHTIG! Der Marker ersetzt NICHT das Futterstück. Das heißt, bei jedem Markersignal folgt IMMER ein Futterstück. - Nun präsentierst du den Maulkorb in der Höhe deines Hundes und wartest ab, ob dein Hund mit der Schnauze den Maulkorb anstupst oder vielleicht sogar schon mit seiner Schnauze ein Stück in den Maulkorb schlüpft. Wenn ja, dann folgen wieder der Marker und ein Futterstück. Im besten Fall gibst du deinem Hund das Futterstück direkt seitlich durch den Maulkorb (halte dafür das Futterstück bereits vorher bereit), so erhöhst du zeitgleich auch die Dauer des Verweilens im Maulkorb.
WICHTIG! Dein Hund soll unbedingt selbst Kontakt mit dem Maulkorb aufnehmen. Achte daher darauf, dass du den Maulkorb nicht auf die Schnauze deines Hundes schiebst. Unser Ziel ist, dass dein Hund selbstständig in den Mauli schlüpft und du dann nur mehr die Riemen schließen musst. - Wenn dein Hund sich davor noch scheut, direkten Kontakt mit dem Mauli anzubieten, dann bleibe weiter beim Bestätigen des Blicks zum Maulkorb. Sobald dein Hund bereit ist, wird er dann auch selbstständig mehr anbieten, daher hab Geduld J
- Um die Verweildauer im Maulkorb zu verlängern, wartest du nun mit der Bestätigung mittels Marker einen kurzen Moment, so dass dein Hund nur für ein paar Sekunden länger im Maulkorb verharrt. Setze den Marker und gib das Futterstück wieder seitlich durch den Maulkorb. Ist dein Hund dafür zu ungeduldig, dann kannst du auch die Dauer erhöhen, indem du langsam ein Futterstück nach dem anderen seitlich durch den Mauli steckst.
- Nun kommt langsam Bewegung in die Sache. Immer, wenn dein Hund mit seiner Schnauze in den Maulkorb schlüpft, bewegst du den Maulkorb ein kleines Stück von deinem Hund weg, sodass er mit der Schnauze nachrücken muss. Setze wieder den Marker und gib das Futterstück durch den Maulkorb.
- Damit dein Hund auch beim Schließen des Maulkorbs entspannt bleibt, beginne damit die Riemen hinter den Ohren zu positionieren, ohne zu schließen, während dein Hund im Maulkorb verharrt. Bestätige wieder mit dem Marker und Futter.
WICHTIG! Gehe hier wirklich langsam vor, damit dein Hund keine Panik bekommt und ggf. versucht, sich den Maulkorb von der Schnauze zu schieben. - Klappt das Auflegen der Riemen problemlos, kannst du versuchen den Maulkorb (anfangs 2-3 Sekunden, im Verlauf steigerst du die Dauer langsam) zu schließen. Setze deinen Marker und gib wieder das Futter durch den Maulkorb und öffne sofort wieder den Verschluss.
- Nun beginnst du die Tragezeit zu verlängern, indem du deinen Hund mit sehr einfachen Übungen beschäftigst, während er den Maulkorb trägt. Beispielsweise gibst du deinem Hund ein Platz oder ein Sitz. Setze wieder den Marker und gib ein Futterstück und nimm den Maulkorb wieder ab. Beschäftige deinen Hund kurz ohne Maulkorb. Lege den Maulkorb wieder an und gehe 2-3 Schritte mit deinem Hund. Es folgen wieder Marker und ein Futterstück.
WICHTIG! Halte die Tragezeit anfangs kurz, damit dein Hund nicht auf die Idee kommt, sich den Maulkorb von der Schnauze zu schieben. - Versuche den Maulkorb auch teilweise beim Spaziergang oder in anderen Alltagssituationen einzusetzen. Auch hier sollte die Tragezeit anfangs sehr kurz gehalten werden. Im besten Fall bekommt dein Hund während des Tragens eine Beschäftigung, sodass er den Maulkorb immer mit tollen Situationen verknüpft und sich dadurch darauf freut, den Mauli tragen zu dürfen.
- Hat dein Hund gelernt, den Maulkorb alles tolles „Accessoire“ zu empfinden, dann kannst du langsam die Futterbelohnungen reduzieren. Lobe ihn dann aber immer wieder stimmlich für die tolle Leistung oder kombiniere das Tragen des Maulis mit tollen Aktivitäten.
Woran erkenne ich, ob mein Hund den Maulkorb toll findet?
Hierfür gibt es mehrere Anzeichen, welche abhängig von der Lösungsstrategie des Hundes sowie dessen Erfolg sind. Beispielsweise versucht der Hund den Maulkorb mit seiner Pfote abzustreifen. Andere reiben beim Tragen des „Maulis“ die Schnauze an Gegenständen oder dem Boden. Es gibt aber auch Hunde, die in ihren Bewegungen einfrieren oder sich zwar bewegen, aber dies sehr verhalten tun. Der Maulkorb kann aber auch Situationen, die der Hund schon ohne Maulkorb als unangenehm empfindet, verstärken. So kann es nur anhand dieser – für uns wahrgenommenen – Kleinigkeit viel schneller zu Angst- und/oder Aggressionsverhalten beim Hund kommen. Ebenso kann aber schon VOR oder WÄHREND des Anlegens des Maulis anhand von Meideverhalten oder Beschwichtigungssignalen sehen, ob der Hund den Maulkorb als unangenehm empfindet.
Kann mein Hund mit dem Maulkorb essen und trinken?
Wählst du einen Maulkorb mit integriertem Fressschutz, dann ist das Fressen nicht möglich. Das Trinken sollte egal ob mit Fressschutz oder ohne für den Hund IMMER möglich sein!
Maulkorb als Lösung gegen Giftköder -Passt das ?
Ein Maulkorb kann eine Möglichkeit sein, um den Hund vor Giftködern zu bewahren. Da aber viele Hunde sehr kreativ sind, wenn es ums Fressen geht und auch mit Maulkorb Gefundenes durch den Maulkorb fressen können, sollte der Maulkorb hierfür unbedingt einen Fressschutz besitzen.
Kann der Hund den Maulkorb auch zuhause tragen?
Jein. Prinzipiell spricht nichts dagegen und ist in manchen Fällen leider auch notwendig, dass der Hund in schwierigen Situationen zum Schutz von Dritten zu Hause den Maulkorb trägt. Dies sollte aber kein Dauerzustand sein. Der Maulkorb – auch gut trainiert – kann eine kommunikative Barriere für deinen Hund sein und auch auf Dauer das natürliche Verhalten deines Hundes einschränken.