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Alles rund ums Einfrieren und Auftauen von Barf-Fleisch für Hunde

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So, es ist mal wieder soweit! Ich stehe in meiner Küche und möchte wieder für 6 Wochen Hundefutter portionieren. Ich habe mein ganzes gefrorenes Fleisch geöffnet, auf der Arbeitsplatte verteilt und warte, dass es auftaut. Eine Sache sollte man bei dem Vorportionieren nie haben – Druck! Denn es nützt ja nichts, wir müssen warten bis man das Fleisch einigermaßen gut zerteilen und dann in die einzelnen Behälter verteilen kann.

In dieser Wartezeit- die 2 Stunden nicht überschreiten sollte- schaue ich auf mein Fleisch und da fällt mir diese immer wiederkehrende Diskussion über das „Auftauen von Fleisch“ ein. Mir schießen folgende Worte durch den Kopf:

„Bakterien-  verdorbenes Fleisch – Hund vergiftet“.

Mich gruselt es einen kurzen Moment.

Es ist Zeit, sich mal ganz genau damit zu beschäftigen und rauszubekommen, was denn nun wirklich hinter diesen Schlagwörtern steckt. Schauen wir uns jeden einzelnen Arbeitsschritt an und was zu beachten ist, wenn man mit Rohfleisch arbeitet bzw. es verarbeitet.

Vorab: Jede Fleischsorte kann eingefroren werden. Ebenso die Inneren, der Pansen und die Knochen.

Nun haben wir frisches Fleisch gekauft oder uns es  liefern lassen. Wenn wir es gefroren und eingeschweißt bekommen, dann schnell damit in die Gefriertruhe. Doch was ist, wenn wir frisches Fleisch gekauft haben?

Wie friere ich frisches Fleisch ein?

Als Erstes sollten wir immer darauf achten, alles so hygienisch wie möglich zu halten. Denn natürlich ist rohes Fleisch eine verderbliche Ware und wenn dann noch Bakterien ihren Beitrag leisten, kann es noch schneller verderben. Es sollte im besten Fall noch am gleichen Tag noch eingefroren werden.  Also sorgen wir für eine saubere Arbeitsfläche, und saubere Messer, Löffel und sonstiges Werkzeug, welches wir noch brauchen.

Hier gilt das Hygiene-Gebot!

Ist das Fleisch nun zurechtgeschnitten und abgewogen, wird es in die einzelnen Behälter oder Tüten portioniert. Auch hier gilt das Hygiene Gebot- saubere Behälter sind ein Muss! Die Behälter sollten unbedingt dicht sein – wenn nichts raus kommt – kommen auch erst mal keine Bakterien, die sich in der Luft befinden, rein.

Der Behälter sollte unbedingt dicht sein!

Wir haben nun alles portioniert und verpackt und alles liegt in der Gefriertruhe. Sowohl unser frisches Fleisch, als auch das Fleisch, welches wir bereits gefroren erhalten haben. Bei dem einfrieren wird das Wachstum von Bakterien und Mikroorganismen verlangsamt und Parasiten komplett zerstört. Das Fleisch wird so lange haltbar gemacht.

Frisches selbst eingefrorenes Fleisch ist immer etwas weniger haltbar, als das industrielle verpackte Fleisch. Das liegt daran, dass die Arbeitswege bis hin zum Einfrieren kürzer und schneller sind und das Fleisch in der gesamten Produktionszeit gekühlt wird.

Ein paar Tage oder Wochen danach ist es soweit: Wir portionieren neu und müssen das Fleisch dazu auftauen.

Wie taue ich wieder auf?

Wir nehmen die eingeschweißte Packung  und die selbst verpacke Portion aus der Gefriertruhe, öffnen diese und stellen sie auf die Arbeitsfläche und warten. Bei dem Prozess des Auftauens werden Bakterien und Mikroorganismen wieder aktiv und der Wettlauf mit dem „Verderb“ beginnt.

Da Fleisch aus ca. 80 % Wasser besteht, taut dieses auf und sammelt sich in der Verpackung oder dem Behälter. In dieser Flüssigkeit befinden sich auch die wasserlöslichen Vitamine B, Vitamin C und Vitamin H.

Aus diesem Grund sollte man diese Flüssigkeit nicht entsorgen, sondern mit füttern.

Natürlich gibt es Gegenstimmen die strikt dagegen sind, diese Flüssigkeit zu füttern, aufgrund der hohen Salmonellengefahr. Jedoch hat der Hund in seiner Verdauung keine Probleme mit Salmonellen, seine Magensäure kümmert sich sofort darum. Also ist das Risiko einer Erkrankung sehr gering.

Aber es ist zu erwähnen das für uns Menschen Salmonellen sehr gefährlich sind: Hier hat die Reinigung aller Gegenstände die mit dem Fleisch oder der Auftauflüssigkeit in Berührung gekommen ist, absolute Priorität!

Alle anderen Nährstoffe aus bzw. in dem Fleisch bleiben vollkommen unbeeindruckt von dem Prozess des auftauen.

Beschleunigung des Auftauungs-Prozesses

Immer wieder  liest man von der Frage, wie man das Auftauen beschleunigen kann. Hierzu möchte ich sagen, dass man durchaus in kaltem Wasser auftauen kann, um den Vorgang zu beschleunigen. Aber bitte tauen Sie das Fleisch niemals in warmen Wasser auf, denn Wärme unterstützt die Bildung und Vermehrung von Bakterien. So kann das Fleisch schneller verderben. Auch das kalte Wasser sollte während des Auftauens gewechselt werden, da es sich auch schnell erwärmt und sich der Zimmertemperatur angleicht.

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit das Auftauen zu beschleunigen: Man kann das Fleisch zwischen zwei übereinander stehenden Topfböden (Edelstahl) legen. Hintergrund ist, dass die Kälte die von dem Fleisch ausgeht durch das Metall von dem Fleisch weggeleitet wird. Klingt erstmal nach Hokuspokus, aber probiert es ruhig mal aus.

Da das Einfrieren und die dadurch entstehenden Eiskristalle die Zellwände des Fleisches zerstören, kann das Fleisch nach dem auftauen etwas aus der Form geraten. Dies ist aber absolut unbedenklich. Sollte das Fleisch nach dem Auftauen stark sein Aussehen, seine Konsistenz und seinen Geruch verändert haben, ist es vermutlich verdorben und sollte nicht mehr gefüttert werden. Andernfalls könnten unter Umständen Durchfallerkrankungen hervorgerufen werden.

Botulismus Bakterium oder Botulinumtoxin

Und spätestens hier taucht jetzt das Schlagwort „Botulismus Bakterium oder Botulinumtoxin“ auf. Wenn  man etwas kennt, macht es uns weniger Angst! Also lernen wir das Bakterium erst mal kennen.

Was genau ist das genau  für Bakterium, welches uns solche Sorgen macht?

Botulismus, auch Fleischvergiftung  genannt, ist eine lebensbedrohliche Vergiftung, die von Botulinumtoxin verursacht wird. Das Bakterium ist in der Umwelt weit verbreitet und äußerst widerstandsfähig gegen Hitze, Frost und Austrocknen. Dieses Toxin wächst – wenn es bereits auf dem Fleisch vorhanden ist- wächst unter Luftabschluss. Es vermehrt sich rasch auf Fleisch und auch in eiweißhaltigem Pflanzenmaterial (z. B. auf Hülsenfrüchte). Auch wenn Hunde  kaum empfänglich für dieses Gift sind, kann es dennoch in seltenen Fällen und bei Aufnahme von hohen Konzentrationen schaden. Vor allem die aufgenommene Menge des Toxins ist für den Krankheitsverlauf und die Vergiftungserscheinungen maßgeblich entscheidend. Es bleibt festzuhalten:

Botulismus beim Hund kann gefährlich werden.

Sollte sich also eine Vakuumverpackung nach oben wölben oder aufblähen, bitte entsorgen Sie diese!

Auch wenn sich diese Bakterie bei Hitzeeinwirkung von 100 Grad zerstören lässt, will man nicht das Risiko eingehen, das sich dieses Bakterium womöglich durch Berührungen mit dem gleichen Messer vermehrt und so auf das gesamte Fleisch ausbreitet.

Halten wir also fest:

Das Bakterium ist bereits auf dem Fleisch, es entsteht nicht bei dem Einfrieren oder Auftauen! Wenn es nicht da ist, kann es sich auch nicht allein durch das Einfrieren und Auftauen bilden! Aber wenn es da ist, kann das Auftauen im geschlossenen Behälter – also unter Sauerstoffabschluss- dazu führen, das die Konzentration des Bakteriums derart ansteigt, dass es tatsächlich gefährlich werden kann. Wenn man zu 100% sicher sein könnte, dass das Fleisch garantiert keinerlei Clostridium botulinum Bakterien enthält, könnte man es auch problemlos eine ganze Woche unter völligem Sauerstoffabschluss lagern, es würde kein Botulinum Toxin entstehen.

Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Das Problem ist, das man leider nie wissen kann, ob das Fleisch bereits dieses Bakterium hat oder nicht. Aus diesem Grund sollte man wirklich immer alle Gegenmaßnahmen ergreifen, um dem Bakterium keine Chance zu geben.

Welche Gegenmaßnahmen können wir bei dem Einfrieren und Auftauen von Fleisch treffen?

Der Kampf gegen unseren Feind – der Bakterie – ist gar nicht so schwer, wie wir vielleicht vermuten.

  • Der sicherste Schutz ist immer noch eine kurze Auftauzeiten und einmal aufgetautes Fleisch nicht lange (tagelang) herumstehen zu lassen.
  • Wenn der Hund das Fleisch nicht direkt auffrisst und man es nicht wegschmeißen möchte, kann man dieses Fleisch durchaus 1-2 Tage im Kühlschrank offen stehen lassen und zwischendurch umrühren. Denn der Feind des Bakteriums sind nicht nur wir, sondern auch die Luft! Eine gute Belüftung des Fleisches ist das A und O!

Angetautes Fleisch wieder einfrieren?

Nun haben wir erfolgreich das Fleisch aufgetaut – benötigen jedoch nicht die gesamt Menge. Das bereits angetaute Fleisch kann bedenkenlos wieder eingefroren werden.

Doch sind auch hier einige Dinge zu beachten!

  • Sollte der Hund oder ein anders Tier bereits mit dem Fleisch Kontakt gehabt haben, dann frieren Sie das Fleisch besser nicht nochmal ein! Denn durch die Zungen und Zähne unserer geliebten Tiere, werden viele andere Bakterien auf  das Fleisch übertragen, die es dann schneller verderben lassen.
  • Frieren Sie in kleinen oder passenden Tages- Portionen ein, so muss nicht wieder ein ganzes Paket aufgetaut werden.  
  • Um den Prozess des Einfrierens zu beschleunigen, sollten die Behälter so schmal wie möglichsein, bzw. Tüten kann man platt drücken umso den schnellsten Weg zu wählen bis das Fleisch wieder durchgefroren ist! Je schneller der Verderb des Fleisches gestoppt wird, desto besser!

Eiskristalle auf dem Fleisch?

Manchmal entsteht der „Gefrirrbrand“( eine kleine Eisschicht oder Eiskristalle) auf dem Fleisch. Dieser entsteht, wenn bei dem einfrieren zu viel Luft an das Fleisch kommt. Allerdings hat „Gefrierbrand“  keine bedenklichen Auswirkung auf die Qualität des Fleisches. Das Fleisch wir dadurch etwas trockener und zäh. Was einem Hund allerdings nichts ausmacht.  

(Dass Gefrierbrand den Geschmack des Fleisches verändert, gilt für den menschlichen Verzehr von Fleisch. Wir essen das Fleisch aber auch nicht roh und aus Erfahrung kann ich euch sagen, dass mein Hund mir noch nicht mitgeteilt hat, das „Gefierbrand-Fleisch“ ihm nicht schmeckt! ☺ )

Worauf man noch achten sollte, weil es nicht ganz unerheblich ist, die Dauer des Einfrierens und die Haltbarkeit von eingefrorenem Fleisch.  Empfohlen werden folgende Lagerzeiten:

Ein kleines Etikett oder ein System mit farblichen Dosen oder Deckeln für das eingefroren Fleisch, wird es einem Erleichtern den Überblick zu behalten.  Und die Beschriftung, welches Fleisch in welcher Dose sich befindet, ist auch sehr sinnvoll für den Fall, dass der Hund mal etwas nicht vertragen hat. Dann braucht es nur einen Blick auf den Behälter und man weiß zumindest was der Hund genau gefressen hat.Kann man das Gemüse und die Zusätze zusammen in einem Behälter einfrieren?JA und NEIN! Man kann durchaus das rohe Fleisch mit dem frischen Gemüse einfrieren.  Wichtig hierbei ist eine schnelle Verarbeitung und ein zügiges einfrieren. Die Fruchtsäure oder Gemüsesäfte die durch das pürieren des Gemüse entstehen, wirken natürlich auf das Fleisch. Zudem ist es noch ein roher Bestandteil der Bakterien aus der Luft aufnehmen kann. Also schnell alles Vorbereiten und einfrieren. Ich empfehle die Zusätze wie z.b. Seealge, Grünlippmuschepulver oder Öl o.ä. täglich frisch dazu zugeben. Aus dem Grund das es keine Erkenntnisse darüber gibt ob das Einfrieren negative Auswirkungen auf die Zusätze hat. Zudem verändert sich ja auch der Bedarf von Zusätzen bei Gewichtsschwankungen des Hundes oder Erkrankungen Wir bleiben somit auf der sicheren Seite wenn wir dies täglich zugeben.  

Zusammengefasst sollte man folgende Punkte immer beachten:

  • Hygienevorschriften beachten (Hände waschen, saubere Arbeitsplatte, Behälter und Messer)

  • Schnelle Verarbeitung des Fleisches
  • Kurze Auftauzeiten
  • Immer Luft an das aufzutauende Fleisch lassen (Verpackung unbedingt öffnen oder einritzen)
  • Kein Fleisch wieder einfrieren welches Kontakt mit einem Tier hatte
  • Beschriftung der Dosen mit einem Lagerdatum

Woran erkenne ich, wenn mein Hund sich doch an einem Bakterium infiziert hat?Bei einer Vergiftung beginnen die Symptome meist erst einige Stunden bis Tage nach der Aufnahme und können sich wie folg äußern:

  • Koordinationsprobleme
  • vermehrtes Speicheln
  • flache Atmung
  • Probleme bei der Wasser- und Futteraufnahme
  • Fieber

Liegt die Aufnahme noch nicht lange zurück, ist eine möglichst schnelle Entleerung des Magen-Darm-Trakts vor dem Auftreten der Symptome sinnvoll. Wenn es dennoch zu den Symptomen kommt, müssen zwingend Maßnahmen zur Erhaltung der Körperfunktionen ergriffen werden. Bitte suchen Sie dann sofort einen Tierarzt auf!

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