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Darmsanierung nach Antibiotika-Gabe beim Hund

Leider erfahren wir heutzutage viel zu oft, sowohl bei uns selbst, als auch bei unseren Fellnasen – und hier ist es egal welcher Spezies sie angehören – dass bei Medizinern das Mittel der Wahl ein Antibiotikum ist. Ruckzuck wird der Rezeptblock gezĂŒckt und Ursachenforschung tritt in den Hintergrund, da man ja mit einem Rundum (Antibiotika)-Schlag die Symptome hĂ€ufig schnell in den Griff bekommt.

Glaubt man den Medizinern, wirken sich Antibiotika kaum auf die Darmflora aus. Neuere Studien haben jedoch ergeben, dass dies keineswegs der Fall ist. Antibiotika haben einen negativen Einfluß auf die Darmflora.

Was im Darm geschieht und wie man seinem Hund nach der Gabe von Antibiotika oder einer Wurmkur helfen kann, erfahrt Ihr hier.

Der Verdauungsapparat des Hundes

Wie bei allen Fleischfressern, ist der Magen-Darm-Trakt von Hunden relativ einfach aufgebaut. Der Verdauungsapparat beginnt schon in der Maulhöhle. Das Futter gelangt durch Rachen und Speiseröhre in den Magen. Alles was verwertet werden kann, wird im Dick- und DĂŒnndarm aufgenommen. Was nicht gebraucht wird landet – hoffentlich – irgendwann im Kotbeutel, nachdem es den After passiert hat.

Der Magen

Hier werden durch die DrĂŒsenschleimhaut, mit der die gesamte Magenwand besetzt ist, Pepsinogene produziert, die durch SalzsĂ€ure, in Pepsin umgewandelt werden. Nun beginnt die Verdauung der Eiweiße. Nach einigen Stunden gelangt das so vorverdaute Futter, in den DĂŒnndarm.

Der Darm

HundedĂ€rme können, je nach Rasse, 2-5m lang sein und lassen sich grob in DĂŒnn- und Dickdarm einteilen. Den DĂŒnndarm kann man nochmal in  Zwölffingerdarm, Leerdarm und HĂŒftdarm einteilen. Blinddarm (beim Hund kein Wurmfortsatz, wie beim Menschen), Grimm darm und Mastdarm sind DickdĂ€rme. Im DĂŒnndarm werden leicht verdauliche Stoffe abgebaut und resorbiert. Schwer verdauliche Stoffe werden vom Dickdarm abgebaut, hier verweilt der Futterbrei auch lĂ€nger und dem Kot wird Wasser entzogen. Die notwendigen VerdauungssĂ€fte werden von der Darmschleimhaut, der BauchspeicheldrĂŒse und der Galle produziert.

Der DĂŒnndarm

Zwölffingerdarm und Leerdarm

Vom Magen, ist der saure Futterbrei, in den Zwölffinger gelangt und wird durch GallenflĂŒssigkeit neutralisiert und ein alkalisches Darmmilieu geschaffen. Die Darmwand produziert durch verschiedene DrĂŒsen Verdauungsfermente, die zusammen mit Enzymen der BauchspeicheldrĂŒse und der GallenflĂŒssigkeit ihre Aufgabe erfĂŒllen. Aufgrund der Vielzahl an Verdauungsenzymen im Zwölffingerdarm (Duodenum), findet hier der Hauptteil der Verdauung statt. Im Leerdarm wird die Spaltung der NĂ€hrstoffe fortgesetzt. Über Darmzotten im Zwölffingerdarm und im Leerdarm (Jejunum), werden erste Spaltprodukte der Verdauung in den Körper aufgenommen und abtransportiert. Dies erfolgt entweder ĂŒber den Blutstrom oder die Lymphe.

HĂŒftdarm

Der HĂŒftdarm (Ileum) ist der letzte Abschnitt des DĂŒnndarms, der in den Blinddarm mĂŒndet. Eine Klappe sorgt dafĂŒr, das der Darm eine Einbahnstraße bleibt und nichts vom Dickdarm zurĂŒck in den DĂŒnndarm fließt.

Der Dickdarm

Blinddarm

Der Blinddarm (Caecum) ist bei Fleischfressern nicht gut ausgebildet, da nur wenig den Verdauungsprozessen des DĂŒnndarms entgeht. Sollte doch etwas ĂŒbrig bleiben, werden diese Futterreste von Bakterien zersetzt und Vitamine (HauptsĂ€chlich die des B-Komplexes) gebildet.

Grimmdarm

Der Grimmdarm (Colon) bestimmt den Hauptteil des Dickdarms. Hier werden nun die letzten Reste des Futters, durch die im Colon befindliche Bakterienflora aufgespalten. Allerdings ist die Hauptaufgabe des Colons, die WasserrĂŒckgewinnung aus dem Kot.

Mastdarm

Der Mastdarm (Rectum) dient als Speicher des Kots, bis zur Ausscheidung durch den After.

Der Darm – Da steckt noch mehr dahinter

Vielleicht hört es sich so an, als sei der Darm nur dafĂŒr verantwortlich, dass Futter in Kot umgewandelt wird. Frei nach dem Motto: Was oben reingeht, kommt unten wieder raus. Aber so ist es nicht. HĂ€ufig wird die Wichtigkeit, einer gut funktionierenden Verdauung und deren Auswirkung auf das Wohlbefinden unterschĂ€tzt. Eine krankhafte Störung des Verdauungsapparates, kann Auswirkungen auf AktivitĂ€t, Wachstum, Gesundheit und somit auf das gesamte Leben haben.

Der Darm ist DrĂŒsenorgan, Entgiftungsorgan, Immunorgan und Stressorgan gleichzeitig.

Die Darmflora

Im Darm leben mehr als 400 verschiedene BakterienstÀmme. Ihre Anzahl ist um ein 10faches höher, als die Anzahl der Körperzellen. Und das aus gutem Grund.

Die Darmflora schĂŒtzt die Darmschleimhaut, indem nĂŒtzliche Bakterien sie so dicht besiedeln, dass schĂ€dliche Keime (Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten) dort gar nicht erst andocken können. Regenerationsprozesse werden durch sie angeregt. Eine intakte Darmflora verhindert, dass giftige Abbauprodukte, unverdaute Partikel und Krankheitserreger in den Organismus gelangen können.

Von der Verstoffwechselung der Nahrung und der Bildung von Vitaminen und FettsÀuren, haben wir ja bereits gesprochen.

Hinzu kommt, die Auswirkung einer gesunden Darmflora auf das Immunsystem, Gehirn, Haut, Nase, Ohren
. Diese Liste lĂ€sst sich unendlich lang fortfĂŒhren.

Antibiotika oder Wurmkur vs. Darmflora – wie Katz und Maus?

Ich möchte hier nochmals klar herausstellen, dass es bei diesem Artikel, nicht um die Verteufelung einer Antibiotika Therapie geht. SelbstverstĂ€ndlich kann die Gabe von Medikamenten ein Segen sein und sogar Leben retten. Es geht hier darum, individuell mit dem Tierarzt zu entscheiden, welche Maßnahme tatsĂ€chlich erforderlich ist und nach einer schulmedizinischen Therapie (oder wĂ€hrenddessen) ganzheitlichen Maßnahme durchzufĂŒhren, um mögliche Nebenwirkungen oder Begleiterscheinungen möglichst gering zu halten.

Eine wissenschaftliche Studie hat nachgewiesen, dass die Gabe von Antibiotika die Anzahl der Darmbakterien stark dezimiert. Es entsteht ein krankhaftes Bakterienungleichgewicht (Dysbiose). Dies bedeutet, dass seltene Bakterien, plötzlich hÀufig vorkommen und hÀufig vorkommende selten werden. Die Studie hat weiterhin gezeigt, dass sich die Darmflora auch nach 4 Wochen hÀufig nicht erholt hat. Selbst nach 6 Monaten, war die Ausgangssituation in der Studie, noch nicht wieder vollstÀndig hergestellt.

Wurmkuren haben eine Àhnliche Auswirkung auf die Darmflora, da sie die Inhaltsstoffe, nicht nur die Parasiten, sondern auch die Bakterien angreifen.

Darmsanierung beim Hund – Sinnvoll oder Unfug??

Eigentlich sollte nun klar sein, dass es durchaus Sinn macht, die Darmflora nach einer Behandlung mit einem Antibiotikum, oder einer Wurmkur zu unterstĂŒtzen. Ebenso sollte sie durchgefĂŒhrt werden, wenn der Darm als Abwehr- oder Immunorgan gestört ist, was sich ua. durch eine gestörte Motorik bemerkbar machen kann. Diese kann dann entweder zu langsam = Verstopfung, oder zu schnell = Durchfall sein.

Ist die Darmflora gestört, lÀsst sich das hÀufig auch durch den besonders unangenehmen Geruch feststellen.

Darmaufbaukur beim Hund

FĂŒr einen stabilen Aufbau der Darmflora, benötigt der Körper Zeit. Der Aufbau Erfolgt individuell, je nach StĂ€rke der Störung. Auch wenn eine gesunde Darmflora wichtig fĂŒr ein gesundes Immunsystem ist, bedeutet eine Darmsanierung nicht die Lösung aller Probleme. Weitere Ursachen von Beschwerden, sollten in eine Therapie einbezogen werden.

Die Freunde des Darms – Probiotika und PrĂ€biotika

Das Ziel einer Aufbaukur ist es, das Darmmilieu zu optimieren. Hierbei sind Probiotika und PrÀbiotika wichtige Faktoren.

Ein Probiotikum, besteht aus lebenden Mikroorganismen, die eine gesunde Wirkung auf den Organismus, insbesondere auf den Darm haben. Klinische Studien haben ergeben, dass Probiotika die Immunfunktion verbessern und unter anderem, einen positiven Einfluss auf Allergien, Hautkrankheiten und Asthma haben. Man findet sie um Beispiel in Joghurt, Quark und KĂ€se.

PrÀbiotika sind unverdauliche Bestandteile der Nahrung, die eine positive Wirkung auf den Darm haben. Hierzu gehören alle unverdaulichen Kohlehydrate. Probiotika nutzen PrÀbiotika als NÀhrboden. Nahrungsmittel die beides enthalten, nennt man Symbiotika.

Die Wirkungsmechanismen konnten noch nicht genau geklÀrt werden, dass sie jedoch tatsÀchlich funktionieren, ist bewiesen.

In der Haustiermedizin werden Probiotika und PrĂ€biotika Ă€hnlich eingesetzt, wie beim Menschen. Um sicherzustellen, dass die Substanzen auch den Darm erreichen, sollte man beim Kauf von FertigprĂ€paraten darauf achten, dass sie sich in Magensaftresistentem Kapseln/Tabletten befinden. So sind zum Beispiel Hefen probiotisch, ĂŒberstehen jedoch den SĂ€uregehalt des Magens nicht.

Die Darmflora des Hundes im Alltag

Bei Verdauungsproblemen sollte man auf eine ausgewogene, gesunde ErnĂ€hrung achten.Als Energiequelle sind SĂŒĂŸkartoffeln und Reis zu bevorzugen.

Um eine vernĂŒnftige Basis fĂŒr eine Darmaufbaukur zu schaffen, empfiehlt es sich, die ErnĂ€hrung des Hundes zu optimieren.

Chemische ZusĂ€tze in Fertigfutter, aber auch Fleisch von Tieren, welche mit Antibiotika behandelt wurden, können die Darmflora negativ beeinflussen. Ebenso wie zu kaltes Futter, gegorenes Trockenfutter (dies kann passieren, wenn man das Trockenfutter feucht macht und es, besonders bei warmen Temperaturen, zu langen stehen lĂ€sst) und, und, und
.

Gut eignet sich eine ausgewogene, natĂŒrliche ErnĂ€hrung mit rohem Fleisch.

Was die Großmutter noch wusste
..

Neben vielen verschiedenen NahrungsergÀnzungsmitteln, bieten sich auch diverse Hausmittel, zum Aufbau der Darmflora an.

Obwohl Ballaststoffe unverdaulich fĂŒr unsere Hunde sind, haben sie fĂŒr die Darmflora viele positive Eigenschaften. Hier eignen sich bestimmte GemĂŒse- und Obstsorten, sowie Lein- und Chiasamen.

 

Wenn die Darmflora durch Medikamentengabe beeinflusst wurde, empfehle ich, die im Handel erhÀltlichen Produkte.

Fazit : PrÀvention statt Reaktion

Um den Darm fit und gesund zu halten, empfiehlt es sich, die Darmflora dauerhaft zu unterstĂŒtzen.

MilchsĂ€ure-Bakterien machen den Hauptteil der Darmflora aus. Allerdings haben MilchsĂ€urebakterien nur so lange einen positiven Einfluß, wie sie gefĂŒttert werden. Nachhaltiger ist hier die Zufuhr von NĂ€hrstoffen, welche die Ansiedlung von MilchsĂ€urebakterien begĂŒnstigen. Dies kann man, wie oben bereits erwĂ€hnt mit

PrÀbiotika erreichen.

Ein voluminöser Speisebrei schĂŒtzt vor DarmentzĂŒndungen und Verstopfungen, mit entsprechenden Folgen. Er verhindert, daß im Darm gebildete SĂ€uren, die DarmschleimhĂ€ute schĂ€digen. Es entstehen kurzkettige FettsĂ€uren, die den Darm in Schwung bringen.

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